Threema ist ein Instant Messenger der schweizer Softwareschmiede Kasper Systems GmbH, den ich gerade als Alternative zu WhatsApp teste der bei mir WhatsApp ersetzt hat und den ich euch hiermit empfehlen möchte.
Warum ist Threema „besser“ als WhatsApp?
Die App arbeitet mit End-to-End Verschlüsselung, welche richtig implementiert als hinreichend sicher bezeichnet werden kann. Das bedeutet die zu übertragenden Daten werden auf Senderseite ver- und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Es gibt also keinerlei Zwischenstationen, an denen die übertragenen Inhalte im Klartext vorliegen.
Das heisst selbst wenn der Betreiber des Dienstes seine User belauschen wollte, oder gar zur Herausgabe von Daten gezwungen würde, hätte er nur nutzlosen Datensalat vorliegen. Zur Verschlüsselung benutzt Threema die als zuverlässig geltende Networking and Cryptography library.
Seriously secure mobile messaging.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt sitzt das Unternehmen in der Schweiz, d.h. in Europa. Datenschutztechnisch gelten hier zum Glück völlig andere Bestimmungen als in den USA. Weiterhin gilt Threema nach Schweizer Recht nicht als Fernmeldedienstanbieter und unterliegt somit nicht den Gesetzen der Vorratsdatenspeicherung.
Die Synchronisierung der Kontakte ist optional, soll heissen euer Adressbuch wird nicht automatisch in irgendwelche Wolken geblasen.
Klingt doch toll alles, warum nutzt nicht jeder Threema?
Natürlich hat Threema die für Instant-Messenger typischen Standardfeatures am Start. Was bisher (zumindest für die Android User) noch fehlt ist ein Gruppenchat, den viele WhatsApp User aus meinem Bekanntenkreis regelmäßig nutzen. Diese Funktion soll aber in einer der nächsten Updates eingebaut werden. Ebenso ein Desktop-Client, was ich persönlich sehr begrüße.
Dann wäre da noch die Bezahlbarriere – Threema ist nicht kostenlos und ein Großteil der Geiz ist geil User hat leider ein Problem damit für Apps Geld zu bezahlen. The Oatmeal hat die Thematik vor einer Weile mal sehr nett illustriert.
Der größte Minuspunkt ist die bisher sehr geringe Verbreitung. Wohlwissend, dass ich ausser nerdigen Informatikstudenten und Alufolienträgern vermutlich nicht viele davon überzeugen kann versuche ich es trotzdem. Aller Anfang ist schwer...
Ich hoffe das Thema Privatsphäre verpufft nach der aktuell hohen medialen Präsenz der Bespitzelung durch NSA, Secret Service, BND und wie die Geheimdienste „Nachrichtendienste“ alle heissen nicht sofort wieder. Vielleicht bleibt ja doch was hängen nach Prism und Tempora?
Woher soll ich wissen, dass das stimmt was du hier verzapfst?
Zugegebenermaßen bin ich kein Experte auf dem Gebiet der Kryptographie, allerdings auch nicht gänzlich unbewandert. Mir geht es aber auch gar nicht darum, ob Threema nun 1000%ig unknackbar ist, sondern etwas Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Wen die Technologie hinter der Verschlüsselung näher interessiert empfehle ich monoxyd.de. Dort gibt es einen Podcast mit dem Chef und Entwickler der Firma. Klang für mich sehr plausibel alles, was er in dem Interview von sich gegeben hat. Ansonsten, Google ist dein Freund. Bildet euch eure eigene Meinung und tauscht euch in den Kommentaren aus.
Warum überhaupt verschlüsseln, ich habe doch nichts zu verbergen?
Weil es niemanden etwas angeht, daß ich nichts zu verbergen habe! Wer überwacht wird ist nicht mehr frei. Welche Informationen über euch andere Leute interessant finden kann man selbst schlecht beurteilen. Bis zu dem Moment, an dem man mit genau diesen unerwartet konfrontiert wird. Daten sind das neue Öl. Natürlich ist mir klar, dass 99,9999% der versendeten Nachrichten aus „komme später“, „bitte Brot mitbringen“ oder „lol – schau dir mal den Lappen an“ bestehen. Deswegen Überwachung zu tolerieren ist jedoch meiner Meinung nach falsch und gleichzusetzen mit Kapitulation.
Ich will hier keine Propaganda für die Piratenpartei machen, aber deren Video „Überwachungsstaat für Dummies“ erklärt die Auswirkungen ganz gut. Früher haben wir – zumindest ich – über die Stasi gelacht und blauäugig gedacht, dass es etwas vergleichbares (Videotipp: Überwachungsstatt – was ist das?) in einem demokratischem, aufgeklärtem Staat nicht geben könne. Nun ja, think again:
Du denkst „ich will aber keine 1,60€ für eine App bezahlen“ oder „ist mir doch latte, was labert der hier überhaupt für einen Scheiss“? Das ist dein gutes Recht. Tut mir Leid für die fünf Minuten deiner Lebenszeit, die du mit diesem Artikel verbracht hast. Ehrlich!
Wer es bis hierher geschafft und dennoch testen möchte, das freut mich! Threema ist plattformübergreifend für Apple- und Android-Smartphones für knapp unter zwei Euro im App-Store, auf Google Play, sowie im Threema-eigenem Webshop erhältlich.
Update 26.07.12
Wenn auch nicht viele, aber wider Erwarten konnte ich doch ein paar Kontakte dazu bringen ebenfalls Threema zu installieren. Das freut mich natürlich! Konsequenterweise werde ich daher mit gutem Beispiel voran gehen und meinen WhatsApp Account löschen.