Gastartikel von Geek Writer.
Twitter war lange Zeit der „Nice Guy“ unter den sozialen Netzwerken. Entwickler konnten ohne Restriktionen Apps konzipieren und auch unter den Nutzern genoss Twitter bislang einen guten Ruf – im Gegensatz zu Google and Facebook geriet Twitter noch nicht aufgrund seiner Datensammelwut in die Schlagzeilen.
Dass Twitter dagegen jedoch für sein fehlendes Geschäftskonzept bekannt war, dürfte den Gründern des Kurzmitteilungsdienstes seit einiger Zeit schon auf den Magen geschlagen sein. Noch wird abzusehen sein, wie Twitters Monetarisierungsstrategie letztendlich aussehen wird. Nach Instagram hat Twitter nun aber auch Tumblr die rote Karte gezeigt, indem es den Zugriff beider Netzwerke auf die API beschränkte. Wie Medien berichten, können Nutzer Freunde, die auch auf Twitter vertreten sind, nicht mehr auf Tumblr suchen. Im Netz ist nun eine Debatte darüber entbrannt, wie der Schritt Twitters, Drittanbietern den Zugriff auf die eigenen Daten zu verwehren, einzuschätzen ist und welche Folgen er für Twitter haben wird.
Von der kreativen Plattform zum „Bad Guy“?
Michael Kroker von der Wirtschaftswoche ist der Ansicht, dass Twitter es sich leisten kann, solche Schritte zu gehen. Er bezieht sich auf Ergebnisse einer Untersuchung, die in der letzten Woche veröffentlicht wurde. Demnach sei die Abgrenzungsstrategie gegenüber Instagram und Twitter nicht schädlich, da sowieso fast drei Viertel aller Zugriffe über Twitter-eigene Apps liefen. Diese verkürzte Lesart lässt jedoch einen wichtigen Aspekt außen vor – Twitter sorgt gerade für überaus schlechte Presse.
Wenn man sich einige Artikel durchliest, kann man sogar fast schon von einem „Shitstorm“ sprechen. Auf lumma.de wurde Twitter beispielsweise nach der Beschränkung mit Hinblick auf Instagram vorgeworfen, sich das eigene Grab zu schaufeln. Dabei hätte Twitter die offene API für seine Monetarisierungsstrategie nutzen können – wenn es sich nicht dazu entschieden hätte, Instagram rauszuwerfen, nachdem es von Facebook gekauft wurde. Man kann Kroker weiter entgegnen, dass gegenwärtige Zahlen nur bedingt dabei helfen, den Schaden einzuschätzen, der durch bestimmte Unternehmensentscheidungen erzeugt werden kann. Die Netzgemeinde an den Smartphones und Notebooks kann manchmal ein viel wirkungsvollerer Gradmesser sein.