Letztes Wochenende in Berlin habe ich es dann doch endlich mal ins Hard Wax am Paul-Lincke-Ufer (Kreuzberg) geschafft. Witzigerweise habe ich bei meinem letzten Besuch bereits gegenüber der Ankerklause gesessen – nur 15 Meter davor. Damals ohne zu wissen, dass sich im unscheinbaren Hof hinter mir der angeblich ja so tolle Plattenladen befindet. „eine Institution“ schreibt die Tageszeitung, „hierher kommen DJs aus aller Welt, hier werden Trends befördert.“
Neugierig machte ich mich auf gen Hard Wax, in die dritte Etage eines Hinterhauses. Bin ich hier wirklich richtig? Ja. Da die Zeit leider knapp war wollte ich mir nur schnell die kürzlich erschienene „15 Years of Drumcode“ Compilation holen und eben mal den Laden anschauen. Da ich sie nicht gefunden habe fragte ich an der Theke nach. „Wie 15, is dit die Release-Nummer?“ fragte mich der Angestellte. Nein! Ich klärte ihn auf, dass es das Label bereits seit fünfzehn Jahren gibt und die Katalognummern demnächst dreistellig werden. „Ah, ok“ antwortete er – „also eine CD?“. Mitnichten, die hätte ich mir schliesslich auch bei Amazon bestellen, oder in einem gut sortiertem Müller, wie wir ihn in Fulda haben, kaufen können. Lange Rede kurzer Sinn: es gab die Compilation nicht. Weder Vinyl, noch CD. Naja, die Veröffentlichung war erst ein paar Tage zuvor, kann ja mal vorkommen. Wenn auch nicht super in der Materie, der Verkäufer war jedenfalls nett.
Schade. Mit leeren Händen den Plattenladen verlassen war allerdings auch keine Option, also mal etwas gestöbert. Viele Neuheiten habe ich auf den ersten Blick nicht entdeckt. Dafür extrem viel aus dem B-Pitch Backlog, vermutlich für die ich nenne sie mal Paul Kalkbrenner Techno-Touristen. Gut, „Techno-Tourist“ war ich ja ironischerweise selbst in diesem Moment. Naja, aus Verzweiflung und Nostalgiegründen habe ich mich für eine alte TPH Scheibe („Techno aus der Zeit, als der Sound Gewalt war, nicht so sehr Präzision“ laut De:Bug) entschieden und bin mit leicht gesenktem Haupt wieder von Dannen gezogen. Abends gings dann erst mal ins Laika in Neukölln auf den Schock einen trinken.
Aus meinen Tagen als Raveline-Leser weiss ich auch noch, dass das Hard Wax in Berlin damals neben dem Delirium in Frankfurt mehr oder weniger abwechselnd zum Plattenladen des Jahres gewählt wurde. Ich weiss noch genau, wie ich als 15 jähriger zum ersten mal nach Frankfurt ins Delirium gefahren bin und über die „Größe“ des Ladens enttäuscht war. Inzwischen nicht mehr ganz so naiv und 15 Jahre später ging es mir im Hard Wax in Berlin leider ähnlich. Warum genau kann ich allerdings nicht genau sagen. Vielleicht auch einfach nur schlechte Laune/Tagesform meinerseits? Beim nächsten Berlintrip werde ich es noch mal darauf ankommen lassen und vor allem auch mehr Zeit bringen.
Die zum scheitern verurteilte „Vinyl is a Pain in the Ass“ Diskussion hatten wir ja neulich erst. Auch wenn mich das Hard Wax an sich nicht überzeugt hat fand ich es irgendwie gut mal wieder in Platten herum zu stöbern, mich in der anderen Ecke des Ladens auf einem Barhocker vor einem Technics niederzulassen, den Kopfhörer aufzusetzen und zu warten bis das Knistern in den ersten Takten der Musik untergeht :-)
Warum wundert mich das jetzt nicht? Da werden Trends gesetzt, also haben Dinge, die sich seit 15 Jahren in unterschiedlichsten Ausprägungen neu definiert haben und erfolgreich waren, da keinen platz.